Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Kommunismus

Veranstaltungen

Dienstag, 02. April 2024, 18:00 Uhr
Dr. Jutta Braun, die Historikerin vom Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam hält ihren Vortrag:
Politische Medizin. Das Ministerium für Gesundheitswesen der DDR 1950 bis 1970
Das Gesundheitswesen zählte in der sozialistischen »Fürsorgediktatur« zu den Schlüsselbereichen staatli-chen Handelns. Die DDR erhob den Anspruch, die soziale Ungleichheit vor Krankheit und Tod zu beseitigen. Auf der Grundlage sozialhygienischer Ideen versuchten Mediziner und Politiker der DDR, die Gesellschaft zu »heilen«. Jutta Braun zeigt, dass der Einfluss der Minister für Gesundheitswesen erschreckend gering war, während die SED-Kader die Entscheidungen trafen. Zudem untersucht sie die NS-Vergangenheit von Mitarbeitern des Ministeriums und den Umgang mit den nationalsozialistischen Verbrechen im Gesundheitswesen.
Dienstag, 16. April 2024, 18:00 Uhr
Thomas Hartmann, der Referent hält seinen multimedialen Vortrag zum Thema:
Musik - Geschichten aus der DDR
Musiker in der DDR mussten mit den Absurditäten des Landes zurechtkommen wie jeder andere, auch wenn es ihnen oft besser ging als dem Durchschnitt der Bevölkerung. Im Ergebnis musste jeder mit sich selbst ausmachen, in welchen Grenzen er sich mit dem System arrangieren wollte. DDR–typische Reizworte waren die Zensur von Texten und Plattencovern; „Reisefähigkeit von Bands ins NSW“; Ausreiseanträge und Fluchten; Armeezeit; Umgang mit Behörden, Rundfunk und dem einzigen Plattenlabel Amiga; Beschaffung von Instrumenten und Platten aus dem Westen; RIAS Berlin; Konzerte und Tourneen von Musikern und Bands aus dem Westen im Osten. Im Durchschnitt hatte die Stasi in fast jeder Band einen IM. Der Referent will mit seinem unterhaltsamen Vortrag einen Überblick vor allem zum Thema der zeitgenössischen Jugend-Musik im einstigen Arbeiter- und Bauernstaat geben.
Dienstag, 30. April 2024, 18:00 Uhr
Robert Otte, der Referent präsentiert seine akribischen Forschungsergebnisse:
Der Moskauer „Prozess gegen den Block der Rechten und Trotzkisten“ 1938 und das deutsche politische Exil
Vom 2. bis 13. März 1938 fand in Moskau der „Prozess gegen den antisowjetischen Block der Rechten und Trotzkisten“ statt. Alle 21 Angeklagten bekannten sich als Verschwörer und Spione schuldig. Der Prozess war nur die Spitze eines Eisberges: In den Jahren 1937 und 1938 wurden mehr als 690 000 Menschen aus allen Bevölkerungsschichten in der Sowjetunion erschossen. Der Prozess führte zu heftigen Auseinandersetzungen in der Presse des deutschen politischen Exils. Die Organe der KPD und der Komintern verbreiteten die offizielle sowjetische Version und priesen die Sowjetunion als Staat der wahren Demokratie. In der „Neuen Weltbühne“ verteidigte der Philosoph Ernst Bloch den Prozess. Ihnen gegenüber stand eine breite Ablehnungsfront - vom bürgerlich-liberalen „Neuen Tage-Buch“ über die Presse der SPD bis zu den Blättern sozialistischer Kleinorganisationen.Im Vortrag wird auch kurz auf die politischen Lebenswege einiger Teilnehmer der damaligen Auseinandersetzungen nach 1945 eingegangen.
Dienstag, 14. Mai 2024, 18:00 Uhr
Peter Grimm, Regisseur
Eckart Reichl, Kamera, - - - zeigen ihren Film aus der vergessenen Welt der Bessarabiendeutschen:
Rischkanowka oder Der König von Bessarabien (85 min.)
Zwei Ebenen prägen diesen Film. Da ist zum einen die Reise des ungekrönten „Königs von Bessarabien“. Der jahrzehntelang amtierende Vorsitzende der bessarabiendeutschen Landsmannschaft, der sich mitten im kalten Krieg auch in der westdeutschen Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft engagierte, ist mit Gefolge in seiner alten Heimat unterwegs. Er ist auf der Suche nach einem Hof in Rischkanowka, denn aus diesem Dorf stammt die Familie des berühmtesten Sohnes von Bessarabiendeutschen - Horst Köhler, früher Bundespräsident. Es ist eine skurrile Suche mit beeindruckenden Begegnungen und viel Situationskomik. Die korrespondierende zweite Ebene im Film ist eine der Lebenswelten aus des Königs Reich. Else Kalisch gehört zu den wenigen noch lebenden Bessarabiendeutschen, die nicht nur Kindheitserinnerungen an die alte Heimat haben. Sie war schon verheiratet, hatte zwei Kinder und sich mit ihrem Mann gerade den eigenen Hof aufgebaut, als sie Bessarabien verlassen musste. Sie war die Geschichtenerzählerin in ihrem Dorf, jetzt erzählt sie ihre eigene Geschichte.
Dienstag, 28. Mai 2024, 18:00 Uhr
Nicole Heinrich, Buch + Regie
Anja Kimmelmann, Darstellerin
Aufführung des DOKU-Monodramas >> MONIKA HAEGER - inside stasi << (75 min.)
Als Heimkind wurde Monika Haeger auf sozialistischen Kurs gebracht, als treue DDR-Bürgerin und Stasi-Mitarbeiterin spioniert sie später, getarnt als enge Freundin der Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley, eine wichtige Ost-Berliner Frauengruppe aus. Für die Frauen hatte das zumeist verheerende Folgen. Verhaftungen, Verhöre und sogar Ausbürgerung aus der DDR waren die Folge.
Das Stück erzählt entlang der Erinnerungen von Monika Haeger (1945-2006) vom dunkelsten Teil ostdeutscher Geschichte. Zur Sprache kommen dabei mit den Stimmen der Opfer auch die frühen Verfolgungen in der SBZ mit seinen Speziallagern, das Frauengefängnis Hoheneck, die Toten an der Mauer sowie der berüchtigte Jugendwerkhof Torgau. (Mehr Infos dazu unter: https://www.nicoleheinrich.com/monika-haeger-theaterstueck)
Dienstag, 11. Juni 2024, 18:00 Uhr
Vera Lengsfeld, ehem. DDR-Oppositionelle und Bundestagsabgeordnete, stellt das von ihr rezensierte Buch des britischen Historikers vor:
Antony Beevor; Russland. Revolution und Bürgerkrieg 1917-1921
In diesem Werk präsentiert der Autor ein faszinierendes Panorama, das auf neuesten Archivfunden basiert. Von der Oktoberrevolution 1917 in Rußland, die den Zusammenbruch des Zarenreichs besiegelte, bis hin zum blutigen Bürgerkrieg zwischen den "Roten" und den "Weißen" Garden zeichnet Antony Beevor ein dichtes Bild dieser mehr als turbulenten Jahre. Dabei deckt er nicht nur die politischen Intrigen und Machtverschiebungen auf, sondern vermittelt auch die Atmosphäre, das Leid und die Hoffnungen dieser Zeit. Seine profunde Kenntnis der Geschichte und sein Verständnis für die komplexen Zusammenhänge ermöglichen es ihm, ein umfassendes Bild dieser Epoche zu vermitteln.
Dienstag, 25. Juni 2024, 18:00 Uhr
Dr. Heimo Schwilk, der Journalist und Autor liest aus seinem zweiten autobiografischen Werk:
MEIN ABENTEUERLICHES HERZ Bd. 2 - Aus den Tagebüchern 2000 – 2022
„Der 1. Teil meiner Tagebuch-Edition (1983–1999) stand einerseits im Zeichen der – auch persönlichen – Annäherung an das große Vorbild Ernst Jünger. Das andere zentrale Thema war die Wiedervereinigung. Im 2. Teil dominiert nun, wie Deutschland und die Welt seitdem mit dieser einschneidenden politischen ‚Wende‘ umgingen. Auch hier habe ich keine Scheu, die persönliche Verstrickung in den ausgewählten Passagen sichtbar zu machen – bis in die Träume hinein. Ich wünsche mir, dass für den Leser der ‚rote Faden‘ sichtbar wird, den das Temperament und die intellektuelle Disposition des Autors ausmachen. Dass der Opportunismus von der Freiheit erlöst, wie Rüdiger Safranski süffisant schreibt, war zu keinem Zeitpunkt meines Lebens eine Option für mich. Davon soll auch dieses Buch Zeugnis ablegen.“ (Heimo Schwilk)
Dienstag, 09. Juli 2024, 18:00 Uhr
Dr. Klaus-Rüdiger Mai, der Germanist, Historiker und Philosoph stellt sein neuestes Buch vor:
Der kurze Sommer der Freiheit: Wie aus der DDR eine Diktatur wurde
Zu Recht bekannt und Teil unserer Erinnerungskultur ist die mutige Tat der Gruppe um die Geschwister Scholl. Doch wer kennt Herbert Belter? Wer kennt Wolfgang Ihmels, Jutta Erbstößer oder Wolfgang Natonek? Auch Herbert Belter wurde von den Henkern eines totalitären Staates ermordet, nachdem er Flugblätter verteilt hatte, auch er war erst 21 Jahre alt am Tag seines gewaltsamen Todes. Klaus-Rüdiger Mai erzählt auf der Grundlage intensiver Quellenrecherchen erstmals die ganze Geschichte des mutigen Widerstands Leipziger Studenten gegen die Stalinisierung Ostdeutschlands und bettet ihre Geschichte ein in die Unterdrückung demokratischer Anfänge in der DDR von ihrer Gründung 1949 bis zum Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Ein Lehrstück über das Werden einer Diktatur und über Mut und Widerstand.
Dienstag, 23. Juli 2024, 18:00 Uhr
Dr. Steffi Brüning, die Leiterin der Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock hält ihren Vortrag:
Prostitution in der DDR: Eine Untersuchung am Beispiel von Rostock, Berlin und Leipzig, 1968 bis 1989
Die Untersuchung von Steffi Brüning zeigt die vielfältigen Facetten von Prostitution in der DDR auf. Im Fokus stehen staatliche Eingriffsversuche wie strafrechtliche Verurteilungen, vor allem aber die Disziplinierungsversuche durch die lokalen Verwaltungen und das Gesundheitswesen. Neben repressiven Maßnahmen ist auch eine Unterstützung von Prostitution durch das Ministerium für Staatssicherheit und die Abteilung 1 der Kriminalpolizei nachweisbar. Sexuell freizügige Frauen und Prostituierte kamen unter anderem als „Honigfallen“ zum Einsatz, die auf „operativ-interessante“ Personen angesetzt wurden.
Projektförderung durch: