Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Kommunismus

Veranstaltungen

Dienstag, 01. April 2025, 18:00 Uhr
Dr. Thomas Schubert, der Ideenhistoriker stellt seine Forschungsergebnisse vor:
Rudolf Bahro - Denkwege eines revolutionären Romantikers
In seiner Dissertation geht der Referent Rudolf Bahros Wandlung von einem Jungstalinisten und Anhänger Johannes R. Bechers, der poetisch vom revolutionären Klassenkampf und Bürgerkrieg träumt, hin zu einem teilweise desillusionierten sozialistischen Romantiker nach. Bahros Buch »Die Alternative« hatte 1977 den unscheinbaren SED-Funktionär weltberühmt gemacht. Doch wo kam Bahro her, wie wurde er politisch sozialisiert? Thomas Schubert, der in den 90er Jahren bei Bahro studierte, schließt diese Forschungslücke nun mit seiner Arbeit. Er hat dazu sämtliche veröffentlichten und unveröffentlichten Texte ausgewertet, mit Zeitzeugen gesprochen und Archive durchforstet.
Dienstag, 15. April 2025, 18:00 Uhr
Dr. Karl-Heinz Bomberg, der Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie referiert zum Thema seines neuen Buchs:
Was Menschen Menschen antun. Retraumatisierung politisch Verfolgter der DDR
Karl-Heinz Bomberg geht darin existenziellen Fragen des Lebens und Überlebens nach. Die Bedeutung von Konstruktivität und Destruktivität untersucht er in der gesellschaftlichen Entwicklung und insbesondere in der Langzeitdokumentation politisch Verfolgter der DDR. Was habe ich in meinem Leben gut bewältigt? Wo setzen Destruktivitäten ein? Zu welcher Bilanz komme ich? Dabei erscheinen erlittene Traumafolgestörungen wie eine Grunderkrankung, die durch äußere oder innere Auslöser jederzeit reaktiviert werden kann.
Dienstag, 29. April 2025, 18:00 Uhr
Gisela B. Adam, die Germanistin und Kunstwissenschaftlerin hält ihren Vortrag zu:
MASCHA KALÉKO - „Vergessen ist ein schweres Wort …“
Nach frühen Erfolgen mit Gedichten in der Tradition Heines und Tucholskys wurde Mascha Kaléko von den Nazis zur Aufgabe ihrer Heimat und ihrer Karriere gezwungen. Das Gefühl, Außenseiterin zu sein, kannte sie aus ihrer Kindheit, seit ihre Familie aus dem armen Galizien nach Deutschland gekommen war. Aber sie passte sich schnell an, beherrschte den Berliner Dialekt bald perfekt, war voller Energie, frech, unangepasst und doch tief zerrissen - wie erste Gedichte zeigen. Ab 1933 verdunkelte sich auch ihr Lebensraum, sie durfte nicht mehr publizieren. Als Jüdin gelang es ihr, 1938 zu emigrieren, sie floh nach New York, später nach Israel. Sie war überall einsam, überall unglücklich. Ihr Gedicht „Im Exil“ beginnt mit dem Heine-Vers „Ich hatte einst ein schönes Vaterland“ und endet: „Ich habe manchmal Heimweh, / Ich weiß nur nicht, wonach.“
Dienstag, 13. Mai 2025, 18:00 Uhr
Steffen Lutz Matkowitz, der Leipziger Kabarettist hält seinen Vortrag zum Thema:
Möglichkeiten und Unmöglichkeiten eines politisch-satirischen Kabaretts in der DDR-Diktatur
Der Gründer und künstlerische Leiter des 1981 gegründeten Kabaretts LEIPZIGER BRETTL, Sachsens kleinster Bühne, erzählt von seinem Wirken. Steffen Lutz Matkowitz, 1952 in Leipzig geboren, wollte bereits seit seiner Kindheit "auf den Brettern der Welt" stehen. Sein Studienwunsch "Schauspieler" wurde wegen Verweigerung der Teilnahme an der vormilitärischen Ausbildung 1977 und seinem FDJ-Austritt nicht möglich. Nur auf dem 2. Bildungsweg gelang ihm ein Studium der Kulturwissenschaft, und später gründete er dann sein Kabarett. Regelmäßig erhielt er Aufführungsverbote, 1983 Berufsverbot, und 1986 konnte er nach Protesten in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen.
Dienstag, 27. Mai 2025, 18:00 Uhr
Thomas Lukow, der Referent und ehemalige politische DDR-Häftling hält multimedial seinen Vortrag:
Das Ministerium für Staatssicherheit im DDR-Fußball
Auch in der DDR galt Fußball als die schönste Nebensache der Welt. Die Massenwirksamkeit dieser Sportart war auch den Genossen im SED-Politbüro bewusst. Über ihr MfS ließen sie daher einerseits sämtliche Fan-Clubs und auch das restliche Publikum bei nationalen und internationalen Fußballspielen überwachen. Ein spezieller Schwerpunkt war andererseits die lückenlose Kontrolle der aktiven Spieler aller Vereine. Der überdimensionale Aufwand zeigt einmal mehr, wie groß die Angst vor der eigenen Bevölkerung tatsächlich war. Die Überwachungsmethoden sind in ihrer Subtilität nicht zu übertreffen, zeigen aber auch skurrile und realsatirische Situationen.
Dienstag, 10. Juni 2025, 18:00 Uhr
Jörg Drieselmann, der langjährige Leiter des Stasimuseums Berlin hält aus neuer Sicht seinen Vortrag:
Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953
Bereits im Frühjahr 1953 gab es in der DDR heftige Unruhen auf dem Land wegen der voranschreitenden Zwangskollektivierung. Am 17. Juni 1953 sind im Osten Deutschlands, ausgehend von den Protesten der Berliner Bauarbeiter der Stalin-Allee, über eine Million Menschen auf der Straße. Aus einem Arbeiterprotest gegen Normerhöhungen wird ein Volksaufstand, der die gesamte DDR erfasst. Einzig das blutige Eingreifen sowjetischer Truppen sichert an diesem Tag die kommunistische Diktatur des SED-Regimes bis 1989. Was bleibt, ist ein äußerst erinnerungswürdiges Datum der deutschen Demokratiegeschichte, denn erstmals gingen im sowjetisch dominierten Ostblock eine so hohe Zahl von Bürgern für demokratische Werte wie Meinungsfreiheit, freie Wahlen und eine Wiedervereinigung auf die Straße.
Dienstag, 24. Juni 2025, 18:00 Uhr
Dr. Gerhard Barkleit, der Historiker stellt sein spannendes Buch vor:
HEINZ BARWICH - Ein unruhiger Weltverbesserer und die Kraft des Atoms
Gerhard Barkleit widmet seine dritte Biografie herausragender Physiker der DDR Heinz Barwich, dem Gründungsdirektor des Zentralinstituts für Kernforschung Rossendorf der AdW. Der 1911 in Berlin geborene Barwich folgte 1945 seinem akademischen Lehrer, Nobelpreis-träger Gustav Hertz, in die Sowjetunion und leistete dort einen mit dem Stalinpreis gewürdigten Beitrag zur Entwicklung der Atombombe. 1956 wurde er zum Professor an der TH Dresden berufen. Die Ernennung des aus britischer Haft entlassenen genialen Physikers und Atomspions Klaus Fuchs zu seinem Stellvertreter konnte er nicht verhindern. Er wich als Vizedirektor in das Vereinigte Institut für Kernforschung der Länder des Ostblocks aus. Bedenkenlos versuchte Barwich, sowohl das MfS als auch die CIA für seine Ziele zu instrumentalisieren.
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