Wir setzen damit die Häftlingstreffen von Cottbus fort, die dort im ehemaligen Zuchthaus stattfanden und sogar nach der Corona-Krise wieder stattfinden. Dorthin kamen auch Ex-Häftlinge aus Berlin angereist. Es gab bei Kaffee, Tee und Kuchen ein Kennenlernen verschiedener Generationen.
In Berlin wollen wir nun alle Häftlinge einladen, die in Berlin und Umgebung wohnen, auch die Frauen, die in Hoheneck einsitzen mussten. Jeder darf zudem
seinen Ehepartner mitbringen.
Die Veranstaltung wird 15 Uhr beginnen. Vor dem Kaffeetrinken soll stets ein halbstündiger Vortrag die Veranstaltung einleiten. Sogar ein ehemaliger Erzieher aus Cottbus und ein ehemaliger Stasi-Offizier erklärten sich bereit, sich unseren Fragen zu stellen.
Die Veranstaltung endet gegen 18 Uhr mit einer Nagelkreuzandacht durch Pfarrer Christoph Polster.
Wer die Gedenkbibliothek noch nicht kennt, ist selber schuld. Wer Fragen hat, meldet sich von Montag bis Donnerstag tagsüber: ☎ 030 – 283 43 27 www.Gedenkbibliothek.de
Hier die Adresse: Nikolaikirchplatz 5-7, D-10178 Berlin-Mitte (Nikolaiviertel)Dienstag, 18. April 2023, 18:00 Uhr
Dr. Gerhard Barkleit, der Historiker stellt sein spannendes Buch vor:
Werner Hartmann - Wegbereiter der Mikroelektronik in der DDR
Der in Berlin geborene Physiker Werner Hartmann wirkte während des 2. Weltkriegs an der Entwicklung von Gleitbomben mit und danach gehörte er zu den deutschen Wissenschaftlern, die für Stalin die Atombombe bauten. Gemeinsam mit Manfred von Ardenne gründete Hartmann Mitte der 1950er Jahre in Dresden den VEB Vakutronik, 1961 die »Arbeitsstelle für Molekularelektronik«. Mitte der 1970er Jahre beschuldigten leitende Mitarbeiter mit SED-Parteibuch und Verbindungen zum MfS Hartmann, den unübersehbaren Rückstand der DDR in der Mikroelektronik bewusst herbeigeführt zu haben.Er wurde als Direktor abgesetzt und zum einfachen wissenschaftlichen Mitarbeiter degradiert.
Dienstag, 02. Mai 2023, 18:00 Uhr
Dr. Jörg Bernhard Bilke, der Germanist und Zeitzeuge berichtet von seinem dramatischsten Lebensabschnitt
Verhaftet in Leipzig. Als Mainzer Student im Zuchthaus Waldheim
Dr. Bilke (geb. 1937 in Berlin) interessierte sich als westdeutscher Germanistikstudent für die deutsche Gegenwartsliteratur. Er reiste in die DDR, um Autoren wie Anna Seghers, Christa Wolf und Erich Loest kennenzulernen. Wegen angeblicher "staatsfeindlicher Hetze" wurde er im September 1961 verhaftet und zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten verurteilt. Er gehörte zu den ersten politischen Gefangenen, die von der Bundesrepublik freigekauft wurden; im August 1964 wurde er aus der Haft entlassen und durfte in die Bundesrepublik zurückkehren.
Dienstag, 16. Mai 2023, 18:00 Uhr
Stephan Krawczyk,
Liedermacher, Autor und Protagonist des FilmsProf. Jürgen Haase,
Regisseur und Filmproduzent - zeigen den gemeinsamen Dok-Film (45 min.):„Stephan Krawczyk: Ich dagegen singe…“
Mitte der 80er Jahre war Krawczyk einer der bekanntesten Oppositionellen der DDR und sang aufmüpfige Lieder. 1988 wurde er aus der DDR ausgewiesen und stand deswegen im Fokus der Medien. Krawczyk engagierte sich danach gegen FCKW, schrieb mehrere Bücher: von seinem Vater, den Wirren der Wiedervereinigung und vom Alltag im neuen Deutschland. Immer noch pflegt er sein "Mundwerk" - komponiert und textet Lieder, tritt öffentlich auf. Der Film begleitet Stephan Krawczyk auf den Spuren seines Lebens – vom thüringischen Weida über Berlin bis hin zu seinem Rückzugsort im uckermärkischen Warbende.
Dienstag, 30. Mai 2023, 18:00 Uhr
Dr. Wolfgang Kraushaar, der bekannte Hamburger Politikwissenschaftler referiert zu seinem Buch:
Die blinden Flecken der 68er-Bewegung
Auch nach einem halben Jahrhundert gibt es noch immer viele offene Fragen, die einer klaren Deutung der 68er-Bewegung entgegenstehen. Unter ihnen stechen einige besonders hervor: Welche Rolle spielte Pop- und Rockmusik als Multiplikatoren des Protests? Welchen Stellenwert besaßen neue Aktionsformen wie Happenings, Sit-Ins sowie Teach- Ins? Und welche Bedeutung kamen Militanz und Gewalt zu, die einerseits die Ziele der Protestierenden zu beschädigen drohten, andererseits aber auch zur Publicity ihrer Forderungen nicht unerheblich beigetragen haben? Das alles wird von Wolfgang Kraushaar jenseits der üblichen Muster von Verdammung oder Idealisierung in einem Licht betrachtet, deren Scheinwerfer nicht in der Vergangenheit, sondern in der Gegenwart stehen. Sein Vortrag beleuchtet auch die mehr als nur problematische Einstellung von einem erheblichen Teil der 68er-Bewegung gegenüber dem Sowjetkommunismus und der DDR aus der Sicht eines Antitotalitären.
Dienstag, 13. Juni 2023, 18:00 Uhr
Dr. Bodo V. Hechelhammer, langjähriger Leiter des Historischen Büros und Chefhistoriker des BND, hält zur 70. Wiederkehr des Volksaufstands seinen Vortrag:
Die "Organisation Gehlen" und der Volksaufstand vom 17. Juni 1953
Während das MfS der DDR beweisen wollte, dass es sich bei dem Aufstand um einen aus dem Westen gesteuerten Putsch gehandelt habe, glaubten die westlichen Geheimdienste an das Gegenteil. Die „Organisation Gehlen“ glaubte an eine "von östlicher Seite inszenierte Aktion", um die Wiedervereinigung "ins Rollen zu bringen". Ganz offensichtlich passte die spontane Entstehung der Streikbewegung genauso wenig in das Weltbild der westdeutschen Nachrichtendienstler wie in das der DDR. Erst viel später ging den Mitarbeitern der "Organisation Gehlen" auf, dass sie sich schwer geirrt hatten und der Aufstand so gar nichts mit der Stalin-Note von 1952 zu tun hatte.
Dienstag, 27. Juni 2023, 18:00 Uhr
Dr. Heimo Schwilk, der bekannte Journalist und Autor stellt sein autobiografisches Werk vor:
MEIN ABENTEUERLICHES HERZ 1: Aus den Tagebüchern 1983-1999
Die Tagebücher von Heimo Schwilk sind eine kleine Gegengeschichte der Bundesrepublik, schonungslos, angriffslustig, ehrlich. Auch gegenüber sich selbst. Für den Jünger-Biografen, der zusammen mit seinem Freund Ulrich Schacht auch den vieldiskutierten Band „Die selbstbewusste Nation“ herausgab, war die deutsche Einheit keine Illusion, sondern eine Selbstverständlichkeit – vor und nach dem Fall der Mauer. Viele große Namen tauchen in diesem Kompendium auf, neben Ernst Jünger ebenso Botho Strauß und Martin Walser, Walter Kempowski, Erich Loest, Günter de Bruyn und Reiner Kunze, aber auch Günter Grass oder Marcel Reich-Ranicki. Die Begegnungen mit Politikern aller Couleur zeigen Schwilks Skepsis gegenüber einem Politikbetrieb, der weniger den Interessen der Bürger als einem schrankenlosen Moralismus dient.
Dienstag, 11. Juli 2023, 18:00 Uhr
Roswitha Quadflieg, die Schriftstellerin stellt ihren Roman vor, der auf Tatsachen beruht, diese aber vollständig fiktionalisiert:
IHR WART DOCH MEINE FEINDE
Nach dem Begräbnis einer ehemaligen inoffiziellen Mitarbeiterin der Staatssicherheit treffen sich ihre ehemaligen Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, verratene Freunde und DDR-Oppositionelle, in deren Umfeld sich die Verstorbene eingeschlichen hatte, in einem Gasthof in Bernau. Auch Stasi-Mitarbeiter und andere zwielichtige Vertreterinnen und Vertreter des SED-Unterdrückungssystems drängen sich ungeladen dazu. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf: Verdächtigungen, Anschuldigungen, Hass und Richtigstellungen wechseln beim "Leichenschmaus" die Seiten. Und am Ende passiert ein Mord.
Dienstag, 25. Juli 2023, 18:00 Uhr
Dr. Nils Lange, der Politikwissenschaftler stellt seine Biografie vor:
Matthias Walden - Ein Leben für die Freiheit
Matthias Walden (1927–1984) gehörte zu den prägenden Journalisten, die sich nach 1945 vehement für einen politischen Neuanfang in Deutschland einsetzten. Im Kern seines politischen Denkens stand die Verteidigung der liberalen Demokratie gegen Diktaturen und totalitäre Gesellschaftsentwürfe. Nils Lange legt mit dieser intellektuellen Biografie die erste umfassende Arbeit über Leben und Werk Matthias Waldens vor. Dabei arbeitet er sowohl die politischen als auch die ideengeschichtlichen Einflüsse heraus, die den profilierten Leitartikler des Ver-lags Axel Springer prägten. In seinen Reportagen setzte sich Walden oft mit der Teilung Deutschlands und der Teilung Berlins auseinander, die er nie als endgül-tiges Faktum auffasste. Er bemühte sich auch, das Bewusstsein der Öffentlichkeit gegenüber den Menschenrechtsverletzungen in der DDR ständig wachzuhalten.