Veranstaltungen
Dienstag, 13. Juni 2023, 18:00 Uhr
Dr. Bodo V. Hechelhammer, langjähriger Leiter des Historischen Büros und Chefhistoriker des BND, hält zur 70. Wiederkehr des Volksaufstands seinen Vortrag:
Die "Organisation Gehlen" und der Volksaufstand vom 17. Juni 1953
Während das MfS der DDR beweisen wollte, dass es sich bei dem Aufstand um einen aus dem Westen gesteuerten Putsch gehandelt habe, glaubten die westlichen Geheimdienste an das Gegenteil. Die „Organisation Gehlen“ glaubte an eine "von östlicher Seite inszenierte Aktion", um die Wiedervereinigung "ins Rollen zu bringen". Ganz offensichtlich passte die spontane Entstehung der Streikbewegung genauso wenig in das Weltbild der westdeutschen Nachrichtendienstler wie in das der DDR. Erst viel später ging den Mitarbeitern der "Organisation Gehlen" auf, dass sie sich schwer geirrt hatten und der Aufstand so gar nichts mit der Stalin-Note von 1952 zu tun hatte.
Dienstag, 27. Juni 2023, 18:00 Uhr
Dr. Heimo Schwilk, der bekannte Journalist und Autor stellt sein autobiografisches Werk vor:
MEIN ABENTEUERLICHES HERZ 1: Aus den Tagebüchern 1983-1999
Die Tagebücher von Heimo Schwilk sind eine kleine Gegengeschichte der Bundesrepublik, schonungslos, angriffslustig, ehrlich. Auch gegenüber sich selbst. Für den Jünger-Biografen, der zusammen mit seinem Freund Ulrich Schacht auch den vieldiskutierten Band „Die selbstbewusste Nation“ herausgab, war die deutsche Einheit keine Illusion, sondern eine Selbstverständlichkeit – vor und nach dem Fall der Mauer. Viele große Namen tauchen in diesem Kompendium auf, neben Ernst Jünger ebenso Botho Strauß und Martin Walser, Walter Kempowski, Erich Loest, Günter de Bruyn und Reiner Kunze, aber auch Günter Grass oder Marcel Reich-Ranicki. Die Begegnungen mit Politikern aller Couleur zeigen Schwilks Skepsis gegenüber einem Politikbetrieb, der weniger den Interessen der Bürger als einem schrankenlosen Moralismus dient.
Dienstag, 11. Juli 2023, 18:00 Uhr
Roswitha Quadflieg, die Schriftstellerin stellt ihren Roman vor, der auf Tatsachen beruht, diese aber vollständig fiktionalisiert:
IHR WART DOCH MEINE FEINDE
Nach dem Begräbnis einer ehemaligen inoffiziellen Mitarbeiterin der Staatssicherheit treffen sich ihre ehemaligen Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, verratene Freunde und DDR-Oppositionelle, in deren Umfeld sich die Verstorbene eingeschlichen hatte, in einem Gasthof in Bernau. Auch Stasi-Mitarbeiter und andere zwielichtige Vertreterinnen und Vertreter des SED-Unterdrückungssystems drängen sich ungeladen dazu. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf: Verdächtigungen, Anschuldigungen, Hass und Richtigstellungen wechseln beim "Leichenschmaus" die Seiten. Und am Ende passiert ein Mord.
Dienstag, 25. Juli 2023, 18:00 Uhr
Dr. Nils Lange, der Politikwissenschaftler stellt seine Biografie vor:
Matthias Walden - Ein Leben für die Freiheit
Matthias Walden (1927–1984) gehörte zu den prägenden Journalisten, die sich nach 1945 vehement für einen politischen Neuanfang in Deutschland einsetzten. Im Kern seines politischen Denkens stand die Verteidigung der liberalen Demokratie gegen Diktaturen und totalitäre Gesellschaftsentwürfe. Nils Lange legt mit dieser intellektuellen Biografie die erste umfassende Arbeit über Leben und Werk Matthias Waldens vor. Dabei arbeitet er sowohl die politischen als auch die ideengeschichtlichen Einflüsse heraus, die den profilierten Leitartikler des Ver-lags Axel Springer prägten. In seinen Reportagen setzte sich Walden oft mit der Teilung Deutschlands und der Teilung Berlins auseinander, die er nie als endgül-tiges Faktum auffasste. Er bemühte sich auch, das Bewusstsein der Öffentlichkeit gegenüber den Menschenrechtsverletzungen in der DDR ständig wachzuhalten.
Dienstag, 08. August 2023, 18:00 Uhr
Bernhard Priesemuth, der Referent präsentiert seine akribischen Forschungsergebnisse:
Sie starben namenlos und bekamen keine Gräber - Das Schicksal der “Sonderhäftlinge” von MfS und KGB
Im Oktober 1992 hielt Bernhard Priesemuth, damals Mitarbeiter des Bundesfamilienministeriums und zuständig für Fragen des Gräbergesetzes in den neuen Bundesländern, bei uns einen Vortrag über den Stand der Recherche nach toten Opfern stalinistischer Gewaltherrschaft in Deutschland. Mit Einstellung der Arbeit der Ermittlungsorgane endete auch für ihn diese dienstliche Recherchearbeit, obwohl das Thema noch lange nicht abgeschlossen war. Bis heute setzte er diese Arbeit ehrenamtlich fort. Der Vortrag schließt an den Stand von 1992 an, ergänzt die Opfergruppen und geht besonders auf das schreckliche Schicksal sogenannter "Sonderhäftlinge" ein.
Dienstag, 22. August 2023, 18:00 Uhr
Dr. Erik Lommatzsch, der Historiker und Publizist hält seinen Vortrag:
Der Kampf um eine eigenständige CDU in der SBZ: Andreas Hermes und Jakob Kaiser
Im Dezember 1945 setzte die SMAD Andreas Hermes (1878-1964) als Vorsitzenden der CDU in der SBZ ab. Sein Nachfolger Jakob Kaiser (1888-1961) wurde von den Sowjets zwei Jahre später, im Dezember 1947 ebenfalls aus seiner Position entfernt. Beide hatten in der Weimarer Republik als Zentrumspolitiker gewirkt, beide zählten zum Widerstand gegen den NS-Staat im Umfeld des Attentats vom 20. Juli 1944. Der Versuch, in der unmittelbaren Nachkriegszeit unter der Ägide der sowjetischen Besatzer eine eigenständige christlich-demokratische Partei zu etablieren, die sich selbst als Neugründung verstand und gesamtdeutschen Anspruch erhob, war gekennzeichnet von Anfangserfolgen, Idealen und Illusionen. Dominiert wurde diese Phase von Hermes und Kaiser, die wenig kompromissbereit gegenüber der SMAD an ihren Vorstellungen festhielten.
Dienstag, 05. September 2023, 18:00 Uhr
Prof. Dr. Harald Seubert, der Professor für Philosophie und Religionswissenschaft an der Theol. Hochschule Basel hält seinen Vortrag:
Zum 5. Todestag von Ulrich Schacht [1951 – 2018]
Kaum ein anderer als Professor Seubert kennt und schätzt das Werk von Ulrich Schacht und kann uns dieses näherbringen. Am 16. September 2018 verstarb der Schriftsteller und Publizist im Alter von 67 Jahren in seiner Wahlheimat Schweden. Geboren 1951 im Frauengefängnis Hoheneck, studierte er später in Rostock und Erfurt Theologie. 1973 wurde er wegen "staatsfeindlicher Hetze" zu sieben Jahren Haft verurteilt und 1976 freigekauft. In Hamburg studierte er Politologie und Philosophie, wurde Feuilletonjournalist der Zeitung DIE WELT und WELT AM SONNTAG. Sein Buch "Brandenburgische Konzerte" machte Schacht 1989 als Schriftsteller bundesweit bekannt. Zuletzt erschien 2017 von ihm "Notre Dame".
Dienstag, 19. September 2023, 18:00 Uhr
Thomas Lukow, der freie Mitarbeiter des Stasimuseums in Berlin und ehem. politische Häftling
hält multimedial seinen Vortrag:
Die Bedeutung des DDR-Films zwischen Systempropaganda und Systemkritik
In diesem Vortrag geht der Referent auf die verschiedenen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen mit Hilfe der Filmkunst in Diktaturen ein. Spätestens seit dem Putsch der Bolschewiki gegen den Zaren 1917 in Russland hat man erkannt, wie man mit den Bildern aus Filmen Geschichte fälschen und für sich nutzen kann. Dem Massenmedium Film kommt dabei eine große Bedeutung zu, die alle Diktatoren psy-chologisch zu nutzen wussten. Auf der anderen Seite entwickelte sich bei einigen Filmemachern in solchen Systemen auch Widerspruch. Mit versteckter Kritik in Form von Satire und Ironie, versuchten sie, die allgegenwärtige Zensur zu umgehen. Wie in verschiedenster Weise in der DDR versucht wurde, das Medium Film für sich zu nutzen, soll in diesem Vortrag beleuchtet werden.