Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Kommunismus

Veranstaltungen

Dienstag, 18. Februar 2025, 18:00 Uhr
Dr. Jutta Braun, die Historikerin vom Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam hält ihren Vortrag:
'SPORTVERRÄTER' - DDR-Athleten auf der Flucht
Mehr als 600 Spitzensportler, Trainer und Ärzte flohen zwischen 1949 und 1989 aus der DDR. Manche Athleten nutzten ihren Sport für die Flucht. Der Langstreckenschwimmer Axel Mitbauer kraulte 1969 durch die Ostsee in die Freiheit. Der Radrennfahrer Jürgen Kissner verließ seine Mannschaft unbemerkt über einen Lastenaufzug des Hotels, als er 1964 zu olympischen Ausscheidungswettkämpfen in Köln antrat. Die Gründe für die Flucht waren meist ähnlich wie die anderer DDR-Bürger. Sie waren mit ihrer persönlichen Situation unzufrieden und lehnten die SED-Diktatur ab.
Dienstag, 04. März 2025, 18:00 Uhr
Sandra Czech, die Historikerin und kompetente Mitarbeiterin der UOKG informiert über die Studie zum Thema:
Zwangsarbeit im Strafvollzug der DDR – Lieferketten des Innerdeutschen Handels
In den Gefängnissen, Strafarbeitslagern und Heimen des Arbeiter- und Bauernstaates mussten Menschen für die Planwirtschaft Zwangsarbeit leisten. Unter meist miserablen, oft gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen, mit verschlissenen Maschinen und unter Androhung von Strafen stellten sie zumeist noch im Akkord Waren her, die häufig ihren Weg in bundesdeutsche Kauf- und Versandhäuser fanden. Die geleisteten Recherchen zu diesem Thema sind einerseits Teil der gesamten Aufarbeitung von SED-Diktatur in der DDR, andererseits u.a. für die Entschädigung politischer Häftlinge wichtig, die im Strafvollzug zur „Erziehung durch gesellschaftlich nützliche Arbeit“ gezwungen wurden. Den Stasi-Akten kam dabei eine große Bedeutung bei der Nachweisführung zu.
Dienstag, 18. März 2025, 18:00 Uhr
Dr. Franziska Thun-Hohenstein, die Literaturwissenschaftlerin und Herausgeberin der Warlam Schalamow-Edition stellt ihr Buch vor:
DAS LEBEN SCHREIBEN - Warlam Schalamow: Biographie und Poetik
Der russische Dichter und Schriftsteller Warlam Schalamow hegte keine Zweifel daran, ein eigenständiges Wort in der Literatur gesprochen zu haben. Die ersehnte Anerkennung blieb ihm jedoch zeitlebens versagt. Sein Hauptwerk, die sechs Zyklen der Erzählungen aus Kolyma, die das Geschehen in den Zwangsarbeitslagern des Gulags am Kältepol der Erde reflektieren, erschien posthum nach Auflösung der Sowjetunion. Schalamow lebte in einer von Brüchen und Verlusten gezeichneten Zeit russischer Geschichte, in der sich kaum jemand der bedrohlichen Macht der Politik zu entziehen vermochte.
Dienstag, 01. April 2025, 18:00 Uhr
Dr. Thomas Schubert, der Politikwissenschaftler stellt seine Forschungsergebnisse vor:
Rudolf Bahro - Denkwege eines revolutionären Romantikers
In seiner Dissertation geht der Referent Rudolf Bahros Wandlung von einem Jungstalinisten und Anhänger Johannes R. Bechers, der poetisch vom revolutionären Klassenkampf und Bürgerkrieg träumt, hin zu einem teilweise desillusionierten sozialistischen Romantiker nach. Bahros Buch »Die Alternative« hatte 1977 den unscheinbaren SED-Funktionär weltberühmt gemacht. Doch wo kam Bahro her, wie wurde er politisch sozialisiert? Thomas Schubert, der in den 90er Jahren bei Bahro studierte, schließt diese Forschungslücke nun mit seiner Arbeit. Er hat dazu sämtliche veröffentlichten Texte ausgewertet, mit Zeitzeugen gesprochen und Archive durchforstet.
Dienstag, 15. April 2025, 18:00 Uhr
Dr. Karl-Heinz Bomberg, der Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie referiert zum Thema seines neuen Buchs:
Was Menschen Menschen antun. Retraumatisierung politisch Verfolgter der DDR
Karl-Heinz Bomberg geht darin existenziellen Fragen des Lebens und Überlebens nach. Die Bedeutung von Konstruktivität und Destruktivität untersucht er in der gesellschaftlichen Entwicklung und insbesondere in der Langzeitdokumentation politisch Verfolgter der DDR. Was habe ich in meinem Leben gut bewältigt? Wo setzen Destruktivitäten ein? Zu welcher Bilanz komme ich? Dabei erscheinen erlittene Traumafolgestörungen wie eine Grunderkrankung, die durch äußere oder innere Auslöser jederzeit reaktiviert werden kann.
Dienstag, 29. April 2025, 18:00 Uhr
Günter Johannsen, der evangelische Diakon und Sozialpädagoge berichtet aus seinem Leben und stellt sein autobiografisches Werk vor:
Als das Rote Meer grüne Welle hatte - Von der Nikolaikirche in die Freiheit
Als Jugend-Diakon in Leipzig wollte Günter Johannsen nichts anderes tun, als gemeinsam mit Menschen aus der DDR für den Frieden zu denken, zu beten und zu arbeiten. Zunächst waren es „nur“ Gebete, letztendlich aber war es der Beginn des Aufbegehrens gegen das Unrechtsregime DDR. Von hier zogen die Menschen über den Leipziger Ring und riefen: Wir sind das Volk! Nach der Zeiten-Wende ließen sich andere als Revolutionäre feiern und die Lorbeeren ans Revers stecken. Johnny, so nannten ihn seine Freunde, hielt sich bescheiden im Hintergrund. In der Wendezeit war er auch Mitbegründer der SPD in seinem Heimatkreis.
Dienstag, 13. Mai 2025, 18:00 Uhr
Steffen Lutz Matkowitz, der Leipziger Kabarettist hält seinen Vortrag zum Thema:
Möglichkeiten und Unmöglichkeiten eines politisch-satirischen Kabaretts in der DDR-Diktatur
Der Gründer und künstlerische Leiter des 1981 gegründeten Kabaretts LEIPZIGER BRETTL, Sachsens kleinster Bühne, erzählt von seinem Wirken. Steffen Lutz Matkowitz, 1952 in Leipzig geboren, wollte bereits seit seiner Kindheit "auf den Brettern der Welt" stehen. Sein Studienwunsch "Schauspieler" wurde wegen Verweigerung der Teilnahme an der vormilitärischen Ausbildung 1977 und seinem FDJ-Austritt nicht möglich. Nur auf dem 2. Bildungsweg gelang ihm ein Studium der Kulturwissenschaft, und später gründete er dann sein Kabarett. Regelmäßig erhielt er Aufführungsverbote, 1983 Berufsverbot, und 1986 konnte er nach Protesten in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen.
Dienstag, 27. Mai 2025, 18:00 Uhr
Thomas Lukow, der Referent und ehemalige politische DDR-Häftling hält multimedial seinen Vortrag:
Das Ministerium für Staatssicherheit im DDR-Fußball
Auch in der DDR galt Fußball als die schönste Nebensache der Welt. Die Massenwirksamkeit dieser Sportart war auch den Genossen im SED-Politbüro bewusst. Über ihr MfS ließen sie daher einerseits sämtliche Fan-Clubs und auch das restliche Publikum bei nationalen und internationalen Fußballspielen überwachen. Ein spezieller Schwerpunkt war andererseits die lückenlose Kontrolle der aktiven Spieler aller Vereine. Der überdimensionale Aufwand zeigt einmal mehr, wie groß die Angst vor der eigenen Bevölkerung tatsächlich war. Die Überwachungsmethoden sind in ihrer Subtilität nicht zu übertreffen, zeigen aber auch skurrile und realsatirische Situationen.
Dienstag, 10. Juni 2025, 18:00 Uhr
Jörg Drieselmann, der langjährige Leiter des Stasimuseums Berlin hält seinen Vortrag:
Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953
Bereits im Frühjahr 1953 gab es in der DDR heftige Unruhen auf dem Land wegen der voranschreitenden Zwangskollektivierung. Am 17. Juni 1953 sind im Osten Deutschlands, ausgehend von den Protesten der Berliner Bauarbeiter der Stalin-Allee, über eine Million Menschen auf der Straße. Aus einem Arbeiterprotest gegen Normerhöhungen wird ein Volksaufstand, der die gesamte DDR erfasst. Einzig das blutige Eingreifen sowjetischer Truppen sichert an diesem Tag die kommunistische Diktatur des SED-Regimes bis 1989. Was bleibt, ist ein äußerst erinnerungswürdiges Datum der deutschen Demokratiegeschichte, denn erstmals gingen im sowjetisch dominierten Ostblock eine so hohe Zahl von Bürgern für demokratische Werte wie Meinungsfreiheit, freie Wahlen und eine Wiedervereinigung auf die Straße.
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